Mit 13 habe ich ein Buch gelesen, das meinen fotografischen Werdegang begründet hat. Es war ein dtv junior-Buch, das mir damals irgendwie in die Hände gefallen ist. Darin wurde beschrieben, wie ein Mädchen nach einem schicksalhaften Einschnitt in ihrem Leben das Fotografieren und Entwickeln von Abzügen in der Dunkelkammer für sich entdeckt hat. Die ganze Story drumherum hat mich zutiefst bewegt und beeindruckt. Alles um den Prozess herum wurde so bildhaft und wunderschön beschrieben, dass ich gar nicht anders konnte, als anzufangen, mich mit verschiedenen Kameras, Negativen, Dias und Fotopapieren auseinanderzusetzen. Ich begann, die Welt um mich herum mit anderen Augen zu sehen, viel fokussierter, kleinteiliger. Plötzlich nahm ich Licht und Schatten bewusst wahr. Und wie sich die Farben im Laufe des Tages verändern. Und dass ich durch unterschiedliche Einstellungen verschiedene Ergebnisse erzielen konnte. Es fühlte sich ein bisschen so an, als könne ich zaubern. Ich liebte es, meine vollen Filme im Labor abzugeben und gespannt darauf zu warten, wie sie wohl gelungen sind. Geduld war ein wichtiges Gut damals.

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Ich hielt es für einen logischen Schritt diese Leidenschaft auch beruflich weiterzuverfolgen. Und so fand ich mich ein paar Jahre später in einem Fotofachlabor in München wieder, wo ich meine Ausbildung zur Fotografin begann. Rückblickend waren das die glücklichsten beruflichen Jahre, die ich erlebt habe. Nicht, dass ich heute keinen Spaß an der Arbeit habe, aber diese Erfahrung, ein Handwerk zu erlernen mit all seinen Facetten, das war und ist etwas sehr Besonderes für mich. Handabzüge mit echten Pinseln und echter Farbe zu retuschieren, in der Dunkelkammer zu stehen und am Vergrößerungsgerät minimale farbliche Anpassungen vorzunehmen bis der Abzug perfekt ist, selbstgebastelte Schablonen einzusetzen, Großformate an der Wand zu belichten, dem ein oder anderen Kunden erklären, dass sein Film leider im Chemiebad abgesoffen ist – und zwar von dem superwichtigen, nicht wiederholbaren Mode-Shooting – ja, das alles hat mich ins Hier und Jetzt gebracht.

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Die Ausbildungsstätte verließ ich selbstbewusst mit den Worten: "Niemals werde ich digital fotografieren" und "niemals werde ich mit der Fachkamera (Großformat) arbeiten!" Man muss dazu sagen, dass das im Jahr 2003 war. Die goldenen Jahre der professionellen analogen Fotografie waren langsam vorbei, die der digitalen hielten Einzug. Meinen ersten eigenen und richtigen Job erhielt ich als Werbefotografin in einer Agentur. Ich sollte Produkte mit der Großformatkamera fotografieren. Selbstverständlich digital.

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Während all der Jahre in der Ausbildung, bei den zahlreichen Assistenzen großartiger Fotografen und natürlich meiner eigenen Jobs habe ich viel Grundsätzliches gelernt. Vor allem, dass es keinen Stillstand gibt. Dass die Technik sich immer weiter und immer schneller entwickelt. Dass andere auch nur mit Wasser kochen. Aber auch, dass man aus Fehlern lernen kann, dass Erfahrung unbezahlbar ist, dass ich Neuem gegenüber stets offen bin. Und, dass ich das kleine Feuer, das meine große Liebe zur Fotografie entfacht hat, niemals ausgehen lassen werde. Ob nun digital oder analog – das ist mir vollkommen egal.

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Ich arbeite gerne mit Menschen, weil hinter jedem Gesicht eine eigene Geschichte steckt – und genau die fasziniert mich. In der Zusammenarbeit entstehen oft die authentischsten Bilder: wenn Vertrauen wächst, Unsicherheiten verschwinden und echte Momente sichtbar werden. Fotografie ist nicht nur Technik, sondern auch Beziehung – und das macht meinen Beruf so lebendig und erfüllend. Professionalität, aber auch Empathie und Herz haben den größten Stellenwert bei mir.